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Der Fachkräftemangel (be)trifft auch die Mark

© wort:laut 2018
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Wir reparieren, renovieren, sanieren und modernisieren. Irgendwo gibt es immer etwas zu tun, um den hohen Standard aufrecht zu erhalten – oder auch zu erreichen. Dazu arbeiten natürlich zahlreiche Gewerke Hand in Hand, einige sind direkt bei uns angestellt, andere beauftragen wir extern. Insgesamt arbeiten wir auf diese Art mit 65 Handwerksfirmen aus dem Umkreis zusammen. Unser Anspruch ist an die beauftragten Unternehmen in jeder Hinsicht hoch: Wir wollen gute Leistung – und zwar schnell. In der Vergangenheit konnten wir auf Grund unseres Dienstleisternetzes in der Regel auf jedes x-beliebige Problem innerhalb eines Tages reagieren. In letzter Zeit kam es aber immer öfter zu Wartezeiten von zwei bis drei Tagen. Das ist – im Vergleich zu anderen Branchen – natürlich immer noch schnell, fällt uns aber doch auf. Weitere Handwerksbetriebe hinzuzuziehen ist leider auch keine Lösung, da diese genau so überlastet sind, wie die bereits vorhandenen. Und genau das ist das Problem: zu viel Arbeit für zu wenige Maler, Elektriker, Gas- und Wasser-Installateure …

Nicht nur in Lüdenscheid gibt es mehrere Gründe für dieses grundlegende und seit vielen Jahren immer lauter werdende Problem. Der vielzitierte demografische Wandel fasst gleich zwei davon zusammen: Es gibt weniger Jugendliche und diese wenigen zieht es in die Großstädte. Dazu Verena Kurth, Leiterin des Sachgebiets Fachkräftesicherung der Handwerkskammer Südwestfalen: „Hinzu kommt, dass die meisten jungen Menschen heute studieren wollen. Oft raten Eltern oder Lehrer ihnen sogar von einer klassischen Ausbildung ab,” berichtet Kurth. „Und wenn die Jugendlichen sich immerhin für ein duales Studium (Halb Studium – Halb Ausbildungsberuf)entscheiden, dann meist im kaufmännischen Bereich.“ Dabei ist eine Ausbildung im Handwerk sehr vielseitig. Neben dem technischen Know-how benötigt der Handwerker in vielen Bereichen auch Einfühlungsvermögen im Kontakt mit den Kunden. Und nicht zuletzt sind die Aufstiegschancen gerad durch den Mangel an Fachkräften regelrecht gut – inklusive steigender Gehälter im Handwerk.

Egal wie man sich dreht und wendet: Die Situation ist problematisch. Und dennoch gibt es auch positive Tendenzen: „Wir hoffen, dass sich beispielsweise junge Flüchtlinge, die bei uns ernsthaft Fuß fassen wollen, für eine handwerkliche Ausbildung interessieren.“ Gemeinsam mit den Fachkompetenzen geht es in diesen Fällen natürlich auch an den Spracherwerb. Ein Projekt auf Jahre. Niemand hat gesagt, dass das bundesweite Fachkräfteproblem einfach in den Griff zu bekommen ist, aber derart pragmatische Lösungen sind nun mal dringend gefragt. Und viele mehr.