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Wilde Sauerei

© Marc Tollas – pixelio

In den zurückliegenden Monaten war die große Rasenfläche hinter den Häusern Dammessiepen 4 – 16 in der Rathmecke massiv zerwühlt. Der Übeltäter war schnell gefunden: die Wildschweine. Daraufhin ließen wir die Wiese durch ein externes Unternehmen für rund 1.000 Euro rekultivieren. Doch an einem frischen Tisch (fr)isst es sich gut, dachten die wilden Schweine, kamen kurz darauf wieder und wühlten den frischen Rasen erneut durch.

Das Ganze ist natürlich äußerst ärgerlich, zugleich wundert es den Fachmann wenig. Marcus Teuber, der Revierleiter des Forstbetriebsbezirks Lüdenscheid über die frechen Wildscheine vor unserer Haustüre: „Neben pflanzlichem Eiweiß, das die Tiere insbesondere im Spätsommer und Herbst in Form von Bucheckern und Eicheln finden, benötigen die Tiere für eine ausgewogene Ernährung und einen entsprechenden Wintervorrat auch tierisches Eiweiß in Form von Käfern, Engerlingen und Larven. Eben diese finden sie unter landwirtschaftlich bewirtschafteten Grünlandflächen und auch unter einem gut gepflegten Rasen.“ So wie bei der Wiese in der Rathmecke.

Je besser wir den Garten also pflegen, umso freudiger bekommen wir Besuch vom Schwarzwild? Ja, leider ist das so! Wildschweine ziehen vor allem in besiedelten Gebieten bevorzugt nachts ihre Runden und bewegen sich dabei in einem Radius von über 20 Kilometern. Unabhängig davon, ob die Schweine auf der Suche nach dem zusätzlichen Würmchen sind, gilt es bei einer Begegnung mit einem wilden Schwein, Ruhe zu bewahren und sich langsam zurückzuziehen. Stellen die Schweine ihre Teller – also die Ohren – auf, ist das ein deutliches Warnsignal. Versuchen Sie, die Tiere nicht zu vertreiben, denn wenn diese in Panik geraten, steigt naturgemäß die Gefahr eines Angriffs. In der Regel fliehen die scheuen Borstentiere jedoch von alleine. „Dennoch häufen sich nicht nur die Sichtungen in städtischen Bereichen, es kommt auch vermehrt zu Konflikten um Grünanlagen und Rasenflächen, da die Gesamtpopulation an Wildschweinen aufgrund milder Winter, einem guten Nahrungsangebot, veränderten Anbaubedingungen in der Landwirtschaft und schwierigen Bejagungsbedingungen in der Nähe zur Wohnbebauung in den letzten Jahren regional deutlich zugenommen hat.“ Tatsächlich ziehen die Wildschweine gut und gerne an der gesamten Waldkante entlang. Den Jägern ist auch das bekannt, doch auf Wohngebieten (befriedeter Bezirk) dürfen sie nicht jagen. Erlaubt ist es lediglich in den angrenzenden Waldgebieten.

Und wie können die Mieter dabei helfen, die Wiese vor den Wildschweinen zu schützen: „Offene und überfüllte Biotonnen oder offen ausgebrachtes Vogelfutter im Winter haben sicherlich eine Anlockfunktion für die Rotten. Daher sollten in städtischen Bereichen per se keine Futterangebote entstehen. Im Grunde ist das eine relativ einfache und erste Maßnahme.“ Das heißt auch, weder Vogelfutter noch andere Nahrungsreste auf dem Boden zu verteilen, auch wenn es noch so niedlich ist, den Vögeln zuzusehen oder auf den seltenen Besuch von Reh & Co. zu hoffen.

Übrigens: Wie viele Wildschweine es deutschlandweit gibt, darüber streiten sich die Gelehrten. Es ist von mehreren Millionen die Rede. Nachzählen kann sie – ohne größeren Aufwand – niemand, was vor allem daran liegt, dass die Tiere nicht standorttreu sind (Wechselwild). Im Umkehrschluss gibt es jedoch Zahlen der Jagdverbände. Demnach wurden allein im Jagdjahr 2015/16 über 600.000 Wildschweine geschossen, 90.000 mehr als im Vorjahr.